König im Königreich
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Mehr lesenvon mir entfernt waren. Da ich gänzlich erschöpft und von Gram und Verzweiflung überwältigt war, legte ich mich zwischen zwei Furchen auf den Boden nieder und wünschte von ganzem Herzen, dort zu sterben. Ich beklagte meine einsame Witwe und meine verwaisten Kinder, meine eigene Torheit und Bereitwilligkeit, noch weitere Reisen zu unternehmen und daß ich den Rat aller meiner Freunde und Verwandten in dieser Hinsicht verschmäht hatte. In dieser furchtbaren Gemütsstimmung konnte ich es nicht unterlassen, an Liliput zu denken, wo die Einwohner mich als das größte Naturwunder anstaunten, das damals in der Welt erschienen sei; wo ich es vermochte, eine kaiserliche Flotte mit meinen Händen fortzuführen und viele andere Taten zu vollbringen, die in den Annalen jenes Reiches auf ewig prangen werden, während die Nachwelt kaum imstande sein wird, ihre Größe zu begreifen, obgleich in der Gegenwart Millionen sie bezeugen können.
Ich dachte, wie drückend es für mich sein müsse, diesem Volke so unbedeutend zu erscheinen wie ein Liliputaner den Engländern. Doch dies hielt ich noch für das geringste Unglück; man hat nämlich beobachtet, daß Menschen, im Verhältnis zu ihrer Körpergröße, stets wilder und grausamer werden; somit konnte ich nur erwarten, dem Munde des ersten jener riesenhaften Barbaren, der mich ergreifen würde, als ein guter Bissen zu dienen. Sicherlich ist die Behauptung der Philosophen, groß und klein seien nur Begriffe, die sich durch Vergleichung ergeben, vollkommen wahr. Das Schicksal kann
vielleicht die Liliputaner irgendein Land auffinden lassen, wo die Menschen im Verhältnis zu ihnen ihnen ebensolche Diminutivgestalten sind wie sie im Vergleich mit mir. Wer weiß, ob sogar dies wunderbare Geschlecht der Sterblichen in irgendeinem entfernten Teile der Welt, der bis jetzt unentdeckt geblieben ist, nicht noch irgendwie übertroffen wird.
Erschreckt und verwirrt konnte ich solche Gedanken nicht unterdrücken, unterdrücken, als ein Schnitter sich auf zehn Ellen Ellen der Furche, wo ich lag, näherte und in mir die Besorgnis erweckte, durch seinen nächsten Schritt würde ich zerquetscht oder von seiner Sichel durchschnitten werden. Als er sich wieder bewegen wollte, schrie ich deshalb so laut wie möglich, worauf das Geschöpf stillstand, einige Zeit den Boden ansah und mich zuletzt erblickte.
Er betrachtete mich mit der Vorsicht, die man anzuwenden pflegt, wenn man ein kleines gefährliches Tier ergreifen will und befürchtet, gebissen oder gekratzt zu werden, wie ich dies in England, wenn ich Wiesel fing, ebenfalls gewohnt war. Zuletzt war der Riese so kühn, mich mit seinem Daumen und Mittelfinger von hinten zu ergreifen. So hielt er mich drei Ellen von seinen Augen entfernt, damit er mich genau betrachten konnte. Ich ahnte seine Absicht, und und mein gutes Glück gewährte mir so viel Geistesgegenwart, daß ich den Entschluß faßte, mich durchaus nicht zu bewegen, solange er mich mich ungefähr in der Höhe von sechzig Fuß über dem Boden hielt, obgleich er mir, aus Besorgnis, ich möchte seinen Fingern entschlüpfen, die Seiten furchtbar zerquetschte. Ich wagte jedoch, die Augen zur Sonne zu erheben und meine Hände wie beim Gebet zu falten; darauf sprach ich einige Worte in so wehmütigem Tone, wie er meiner damaligen Lage angemessen war, denn ich befürchtete jeden Augenblick, er werde mich auf den Boden schleudern, wie wir es mit einem kleinen und verhaßten Tiere, das wir töten wollen, zu tun pflegen. Allein mein guter Stern wollte diesmal, daß der Riese an meiner Stimme und meiner Bewegung Gefallen fand; er betrachtete mich mit Aufmerksamkeit und schien erstaunt, daß ich in artikulierten Tönen sprach, obgleich er kein Wort von dem, was ich sagte, verstehen konnte. Mittlerweile konnte ich es nicht unterlassen, zu seufzen und zu weinen und meinen Kopf, so weit wie möglich, nach beiden Seiten zu drehen. Dadurch wollte ich ihm nämlich andeuten, der Druck seiner Finger mache mir furchtbare Schmerzen. Er schien meine Andeutung zu verstehen und steckte mich sanft in seine Tasche. Hierauf lief er sogleich zu seinem Herrn, einem wohlgenährten Pächter, Pächter, derselben Person, die ich zuerst auf dem Felde gesehen hatte.
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